Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen
Ich habe nichts gegen Karl Lauterbach. Er mag als Politiker umstritten sein, als Kassandra war er während der Pandemie allgegenwärtig und bei vielen populär. Vermutlich auf Grund seiner Popularität hat er sich diverse Male verstiegen und neigte zu einer extremistischen Logik, die sich selbst ad absurdum führt. Für mich war eine Diskussion mit Wolfgang Kubicki ein Paradebeispiel für diese Lauterbach´sche Lust an absurder Argumentation.
„Wenn zwei nicht Geimpfte mit zwei Geimpften in einer Kneipe sind“, sagte Kubicki, „wen gefährden die Bürger ohne Impfschutz dann?“
Antwort Lauterbach: „Sich selbst. Man muss die nicht Geimpften auch vor sich selbst schützen!“
So würde vielleicht ein Arzt argumentieren, der sein ganzes Berufsleben die Unvernunft seiner Patienten kennengelernt hat. Aber Ärzte machen keine Gesetze. Gottseidank. Denn das wäre dann die legislative Abschaffung des Rechtes auf persönliche Unvernunft.
Hat schon mal einer versucht, ein Leben nach ärztlichen Regeln zu führen? Das gelingt nur ganz wenigen Hypochondern, für den Rest der Menschheit wäre so ein Zustand vollkommen unerträglich.
Karl Lauterbach hat für diesen Widerspruch, den er ständig perpetuiert, kein Sensorium. Er versteht ihn nicht. So wie Lauterbach könnte man sich einen Arzt vorstellen, der in die Politik geht, um die Menschheit endlich zwingen zu können, gesund zu leben. Kaum ein Arzt tut so etwas. Die meisten spüren, dass sie mit ihrer medizinischen Sichtweise nur einen Teil der Realität erfassen und halten sich zurück. Die menschliche Freiheit wollen sie dann doch nicht abschaffen.
Aber ein paar von ihnen „knallen durch“. Dazu gehört Karl Lauterbach ganz sicher, aber auch der Weltärztepräsident Montgomery, den ich noch als Vorsitzenden des Marburger Bundes kennengelernt habe. Bei ihm scheint die Flughöhe einfach zu hoch geworden zu sein. „Ich stoße mich daran, dass kleine Richterlein sich hinstellen und wie gerade in Niedersachsen 2G im Einzelhandel kippen, weil sie es nicht für verhältnismäßig halten.“ Solche Sprüche hört man in Kliniken manchmal nach einer 12-Stunden-Schicht im Pausenraum. Es sei den Ärzten gegönnt. Sie sind überarbeitet. Aber ein politischer Funktionär sollte zumindest grob wissen, was Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit bedeuten.
Kurz und schlecht. Der ärztliche Grundcharakter, oder wie soll man es ausdrücken, scheint politische Extreme zu provozieren, die toxische Wirkung in der Politik entfalten.
Da möchte man doch gerne auf manche Ärzte in der Politik verzichten. Karl Lauterbach und Frank Ulrich Montgomery gehören sicher dazu.
Sie sollten einfach noch ein bisschen in der Klinik arbeiten, wo sie den Menschen sicher viel mehr nützen können, als in herausgehobenen politischen Positionen.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“. Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.
Bild: Juergen Nowak/Shutterstock
Text: Gast
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